Besonders dreiste Kosten
Wie nichtsahnende Privatanleger manchmal zur Kasse gebeten werden, ohne es zu merken
Eine absolute Unsitte unter aktiv gemanagten Publikumsfonds sind erfolgsabhängige Vergütungen. Sie sind sowohl theoretisch sehr zweifelhaft, weil Sie dem Fondsmanager falsche Anreize setzen können, als auch in der Praxis für den Anleger eher von Nachteil, wie mehrere Studien belegt haben. Anstatt darauf näher einzugehen, verweise ich aber lieber auf zwei lesenswerte Artikel: Fonds mit Performance Fee schneiden schlechter ab auf "der-privatanleger.de" und Die Crux mit den erfolgsbahängigen Managementgebühren in Dr. Peterreins "Geldanlage-Finanz-Blog".
Ich möchte hier einfach mal zwei ganz besonders dreiste Beispiele nennen, die mir in den letzten Monaten untergekommen sind:
Beispiel 1: FPM FUNDS STOCKPICKER GERMANY ALL CAP (WKN: 603328)
Ich zitiere einfach mal das Dokument "Wesentliche Anlegerinformationen":
"Die erfolgsbezogene Vergütung entspricht bis zu 15% der Wertentwicklung. Bis zu einer
Wertentwicklung von 4% im Halbjahr fällt keine erfolgsbezogene Vergütung an"
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: pro Halbjahr(!) kassiert das Fondsmanagement 15% des Teils der Wertentwicklung, der über 4% hinausgeht. Und das ganz ohne High-Water-Mark und unabhängig davon, ob der zugrunde gelegte Vergleichsindex diese Wertentwicklung selbst schon vollzogen hat oder nicht.
Fallen die Aktien in einem Halbjahr z. B. um 20 Prozent und steigen im nächsten Halbjahr um 10 Prozent, so hat der Anleger bereits vor Kosten einen ordentlichen Verlust erlitten. Dieser Vergrößert sich noch um die laufenden Kosten (bei diesem Fonds derzeit 0,95%). Und selbst in diesem Szenario entstehen noch erfolgsabhängige Honorare - übringes selbst dann, wenn der Fonds dabei auch noch schlechter abschneidet als ein wie auch immer gewählter Vergleichsindex.
Im Extremfall kann es also passieren, daß der Anleger in einem Geschäftsjahr, in dem der Fonds Verluste erlitten hat, obwohl alle in Frage kommenden Vergleichsindizes im Plus liegen (also einer drastischen Underperformance mit negativem absoluten Ertrag), trotzdem noch eine erfolgsabhängige Vergütung bezahlen darf.
Nette Abzocke, oder?
Beispiel 2: DJE - Dividende & Substanz (WKN: 164325)
Die Manger dieses Fonds bedienen sich auch sehr elegant aus dem Vermögen der Anleger: hier wird nämlich einfach ein Vergleichsindex gewählt, der gar nicht so ganz zum Fonds passt, nämlich der MSCI World. Tatsächlich darf der Fonds aber auch in Anleihen und Bankguthaben investieren, und setzt (laut Quelle: Comdirect) starke Akzente auf Europa und Asien. Eine erfolgsabhängige Zusatzvergütung fällt immer dann an, wenn sich der Fonds besser entwickelt als der Vergleichsindex.
Da der Fonds aber gar nicht den Vergleichsindex abbildet, dürfte die Frage, wer besser performt (Fonds oder Index) so ziemlich zufällig bei 50:50 liegen. Das bedeutet: selbst ohne irgendeine besondere Leistung zu erbringen (nämlich einfach rein zufällige Anlageergebnisse abzuliefern) würde das Fondsmanagement in jedem zweiten Jahr eine Erfolgsgebühr einfahren. Vorausgegangene Verluste müssen nämlich nicht ausgeglichen werden, weder absolute Verluste noch Verluste relativ zur Benchmark (Underperformance).
Theoretisch könnte das Fondsmanagement das Geld auch einfach auf ein Girokonto legen und würde dafür in allen Jahren, in denen der MSCI World eine negative Performance bringt, eine Erfolgsgebühr kassieren - unabhängig davon, daß der Index in anderen Jahren vielleicht fantastische Gewinne einfährt, die dem Anleger nicht zugute kommen.
Dieses (theoretische) Beispiel ist zwar übertrieben, aber es zeigt: die Gebühr ist einfach nicht fair. Punkt.
Fazit
Was will ich der Welt mit diesem Artikel sagen?
Zum einen, daß erfolgsabhängige Gebühren grundsätzlich nicht gut sind - zumindest nicht für den Anleger (für das Fondsmanagement schon). Das kann man aber auch an vielen anderen Stellen nachlesen, zum Beispiel in den beiden Artikeln, welche ich im zweiten Abschnitt verlinkt habe. Bis hierher hatte ich also nichts neues zu verkünden.
Ich wollte aber auch noch zeigen, daß es bei der Ausgestaltung von erfolgsabhängigen Gebühren erhebliche Unterschiede gibt. Insbesondere finde ich Angebote, bei denen eine solche Vergütung fällig wird, ohne daß mögliche zuvor erlittene Verluste ausgeglichen werden müssen, besonders nachteilig.
Und irgendwie habe ich mir auch einfach nur den Frust von der Seele geschrieben: ich hatte diese beiden Fonds nämlich bis vor kurzem noch in meinem Depot, und sie gehörten dort zum abgeltungssteuerfreien Altbestand. Daß ich die (vorsichtig formuliert) etwas ungünstige Gestaltung der Gebührenstruktur (um nicht zu sagen: Abzocke) erst nach Einführung der Abgeltungssteuer durchschaut habe und der jetzt erfolgte (späte) Tausch in günstigere ETFs mit erheblichen steuerlichen Nachteilen für mich verbunden ist, ärgert mich nämlich. Jetzt, wo der Artikel fertig ist, wenigstens ein Bißchen weniger.
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Kommentare
Von Anonymous am 20.05.2012.
Eine weiße Weste haben leider auch ETFs nicht, was erfolgsabhängige Gebühren angeht. So ist es bei Wertpapierleihe üblich, dass sich die KAG vorbehält, 40 bis 50% der Erträge in die eigene Tasche zu stecken.
Von Christoph (URL) am 21.05.2012.
Hallo Anonymous,
ja, die KAGs zweigen sich auch da einen netten Anteil am Gewinn ab, den sie mit fremden Geldern erwirtschaftet haben. Und ich bin mir sicher, daß sie nicht pleite gehen würden, wenn sie sich hier etwas zurückhalten würden.
Trotzdem sehe ich das weit weniger kritisch als die erfolgsabhängigen Gebühren, die nur auf der Performance beruhen. Immerhin tut die KAG bei der Wertpapierleihe etwas für ihr Geld. Für die Performance irgendeines Index kann sie aber wirklich nichts. Und dafür zu kassieren ist schon noch eine ganze Ecke dreister, finde ich.
ja, die KAGs zweigen sich auch da einen netten Anteil am Gewinn ab, den sie mit fremden Geldern erwirtschaftet haben. Und ich bin mir sicher, daß sie nicht pleite gehen würden, wenn sie sich hier etwas zurückhalten würden.
Trotzdem sehe ich das weit weniger kritisch als die erfolgsabhängigen Gebühren, die nur auf der Performance beruhen. Immerhin tut die KAG bei der Wertpapierleihe etwas für ihr Geld. Für die Performance irgendeines Index kann sie aber wirklich nichts. Und dafür zu kassieren ist schon noch eine ganze Ecke dreister, finde ich.
Von Roland (URL) am 28.05.2012.
Auf einen Blog habe ich eine Tabelle gelesen, wo die Erfolgsabhängigen besser abschneiden.[Hier der Link dazu: http://private-banking.trust-wi.de/2012/05/bankkunden-haben-hohe-kosten/ ]
Verstehe ich das richtig, dass es scheinbar einige schwarze Schafe gibt und bei den Gebühren ungünstiges für den Anleger einbauen? Ist es folglich besser über einen Experten zu suchen oder zu verhandeln? Oder kann ich selbst da überhaupt gegen solche Regelungen vorgehen?
Vielen Dank
Verstehe ich das richtig, dass es scheinbar einige schwarze Schafe gibt und bei den Gebühren ungünstiges für den Anleger einbauen? Ist es folglich besser über einen Experten zu suchen oder zu verhandeln? Oder kann ich selbst da überhaupt gegen solche Regelungen vorgehen?
Vielen Dank
Von Anonymous am 29.05.2012.
@Roland: Ich kann keinen Eintrag in den Tabellen finden, "wo die Erfolgsabhängigen besser abschneiden". Zum Rest: Du denkst sprunghaft und zusammenhanglos -- folglich besser als was? Ob man die Leute, die auf der verlinkten Webseite für ihre Beratungsdienstleistung Werbung machen, dafür bezahlen sollte, mit den Banken zu verhandeln? Wenn es überhaupt seriös ist, vermute ich, das läuft auf das selbe raus: Die Dienstleistung wird ungefähr soviel kosten, wie man an Gebühren dann einspart. Der einzige Weg aus dem Dilemma ist, sich selbst zu informieren, so dass man Banken auf Augenhöhe begegnet. Ist Dir zudem bewusst, dass die "Experten", die auf der verlinkten Seite für ihre überflüssige Dienstleistung Werbung machen, es auf sehr vermögende Kunden abgesehen haben? Es geht da sicher nicht um den typischen Kleinsparer. Millionär sollte man schon sein! Aber für Millionäre kann nichts anderes gelten, Stichwort Augenhöhe. "Oder kann ich selbst da überhaupt gegen solche Regelungen vorgehen?" Ja, denn niemand zwingt Dich, irgendetwas abzuschließen. Wenn Du Dich so bildest, dass Du zu den Banken auf Augenhöhe stehst, kannst Du Dein Vermögen selbst verwalten, ohne die Banken. Dann bestehen natürlich auch keine Interessenkonflikte, da Du ja selbst wählst, in welche Produkte Du das Geld anlegst.
Von Anonymous am 29.05.2012.
@Roland: Alleine die Tatsache, dass mit einer Empfehlung des dubiosen "Bund der Sparer" (Verbraucherzentralen warnen vor dem) Werbung gemacht wird, würde mich doch sehr an der Seriösität des verlinkten Blogs und der davon beworbenen Dienstleistungen zweifeln lassen. Und die Form -- der marktschreierische Stil mit viel Großschreibung usw. -- hinterlässt bei mir kein gutes Gefühl. Die Kommentare im Blog klingen zudem unglaubwürdig und ich vermute, sie stammen vom Betreiber selbst sowie verbundenen Personen. Sie sind zu positiv und völlig unkritisch. Steht ja sogar teils "Bund der Sparer" dabei. Zu der beworbenen fondsgebundenen Vermögensverwaltung findet sich außerdem keine ISIN, kein Prospekt, nichts -- weder auf der Seite selbst noch sonst irgendwo. Die Behauptung der Webseite, diese Form der Vermögensverwaltung sei innovativ und einzigartig, ist zudem falsch. FAZIT (Großschreibung im Stil der Seite ;): FINGER WEG.
Von Christoph (URL) am 29.05.2012.
Hallo Roland,
ich sehe keinen Sinn darin, mit den Banken über erfolgsabhängige Vergütungen zu verhandeln, solange es massenhaft Angebote ohne solche Gebühren gibt.
Wo Du auf der verlinkten Seite erkennen möchtest, daß Fonds mit erfolgsabhängige Vergütung besser abscheiden sollen als andere, ist mir übrigens genau so ein Rätsel wie meinem Vorredner Anonymous. Die erste Tabelle verstehe ich zudem überhaupt nicht. Was wird denn da verglichen? Laut Überschrift die "Gebühren", aber welche und in welchem Zeitraum? Das wird überhaupt nicht klar.
@Anonymous: die verlinkte Webseite hat ja offensichtlich einen kommerziellen Hintergrund. Da soll Beratungsleistung verkauft werden. Zur Qualität der Blog-Beiträge will ich mich gar nicht äußern.
Viele Grüße, Christoph
ich sehe keinen Sinn darin, mit den Banken über erfolgsabhängige Vergütungen zu verhandeln, solange es massenhaft Angebote ohne solche Gebühren gibt.
Wo Du auf der verlinkten Seite erkennen möchtest, daß Fonds mit erfolgsabhängige Vergütung besser abscheiden sollen als andere, ist mir übrigens genau so ein Rätsel wie meinem Vorredner Anonymous. Die erste Tabelle verstehe ich zudem überhaupt nicht. Was wird denn da verglichen? Laut Überschrift die "Gebühren", aber welche und in welchem Zeitraum? Das wird überhaupt nicht klar.
@Anonymous: die verlinkte Webseite hat ja offensichtlich einen kommerziellen Hintergrund. Da soll Beratungsleistung verkauft werden. Zur Qualität der Blog-Beiträge will ich mich gar nicht äußern.
Viele Grüße, Christoph
Von Holger (URL) am 29.05.2012.
Hallo Christoph,
nur zur Info: Ich hatte gestern auch einen Kommentar von "Roland", anderer Weblink, aber offenbar gleiche Intention. Ich hab den dann gelöscht.
Viele Grüße
nur zur Info: Ich hatte gestern auch einen Kommentar von "Roland", anderer Weblink, aber offenbar gleiche Intention. Ich hab den dann gelöscht.
Viele Grüße
Von Christoph (URL) am 30.05.2012.
Hallo Holger,
ich muss wohl noch lernen, etwas rabiater zu werden ;-)
Allerdings bin ich, nachdem Anonymous ausführlich geantwortet hat, noch mehr gehemmt zu löschen.
Wie dem auch sei, warum ich schreibe: Danke für Deinen Hinweis!
Viele Grüße, Christoph
ich muss wohl noch lernen, etwas rabiater zu werden ;-)
Allerdings bin ich, nachdem Anonymous ausführlich geantwortet hat, noch mehr gehemmt zu löschen.
Wie dem auch sei, warum ich schreibe: Danke für Deinen Hinweis!
Viele Grüße, Christoph
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