Geldanlage / Private Finanzen

Warum man seine Finanzen vielleicht selber regeln sollte

Ein kleines Plädoyer für mehr Eigenverantwortung beim Thema Geldanlage


Wer eine wichtige Aufgabe zu lösen hat, sucht häufig einen Experten auf: wer krank ist, geht zum Arzt, wer ein Haus bauen möchte, geht zum Architekten. Dieser Artikel soll zeigen, warum der Gang zum Berater bei Finanzangelegenheiten häufig leider nicht der beste Weg ist.


Niemand kann in allen fürs Leben relevanten Themenbereichen ein Experte sein. Und gerade in Finanzangelegenheiten sind nicht wenige recht unbeholfen. Das Thema ist so manchem einfach zu dröge, als daß er oder sie Lust hätte, sich vernünftig damit auseinanderzusetzen. Was liegt also näher, als den ganzen Themenkomplex einem versierten Berater zu überlassen?

Leider eine ganze Menge: anders als bei anderen Experten (wie die oben beispielhaft erwähnten Architekten oder Ärzte) bringt das Verhältnis zwischen Laie und Finanzberater zwei besondere Problempotenziale mit sich: erstens gibt es keine staatlich kontrollierte Ausbildung zum Finanzberater, so daß sich im Prinzip jeder so nennen darf; und zweitens birgt die übliche provisionsbasierte Bezahlung der Berater einen viel enormeren Interessenskonflikt in sich, als dies bei anderen Verkäufern der Fall sein dürfte.

Das größere der beiden Probleme dürfte das erste sein. Die Tatsache, daß keine bestimmte Ausbildung notwendig ist, um sich Finanzberater nennen zu dürfen, lädt weder den einzelnen Berater dazu ein, sich mehr Wissen als absolut notwendig anzueignen, noch gibt es für die Unternehmen, für welche diese Berater arbeiten, einen großen Anreiz, daran etwas zu ändern. Beide Gruppen leben ausschließlich vom Verkaufserfolg und nicht von der Beratungsqualität.

Nun mag der ein oder andere einwenden, daß dies in vielen Bereichen, wo verkauft wird, der Fall ist. Und das stimmt auch. Weder der Verkäufer im Fachmarkt noch im Kleidungsgeschäft muss zwangsläufig eine umfangreiche (zum Beispiel akademische) Ausbildung haben und wird häufig genauso nach Provisionen bezahlt wie vermutlich die meisten Finanzberater. Doch der Vergleich dieser Berufsgruppen mit dem Finanzberater hinkt aus mehreren Gründen:

Woran erkennt man einen guten Finanzberater?


Die Lösung dieser Probleme kann darin liegen, einen guten Finanzberater ausfindig zu machen. Wenn dieser nicht einfach nur seine persönlichen Interessen verfolgt, sondern (manchmal zu ungunsten seines eigenen Einkommens) stets die Interessen des Kunden im Blick hat, dann lösen sich alle oben genannten Punkte wie von selbst auf.

Hier ein paar wesentliche Kriterien für einen guten Finanzberater:
Leider ist mir ein solcher Berater noch nie persönlich begegnet.

Die Berater, mit denen ich bislang persönlich zu tun hatte, zeichneten sich durch einige der folgenden Eigenschaften aus, welche ich mit einer schlechten Beratung verbinde:
Ich bin der Meinung, daß man einen schlechten Berater schon erkennt, wenn er nur einen einzigen dieser vier Punkte erfüllt.

An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß es sicherlich viele gute Berater gibt und daß sich glücklich schätzen kann, wer einen solchen gefunden hat. Aus eigenen Erfahrungen und den Erfahrungen von Freunden und Bekannten begründe ich jedoch die Vermutung, daß es sich dabei um eine sehr kleine (und dafür umso lobenswertere!) Minderheit handeln dürfte.

Fazit


Leider geht es gerade bei der persönlichen Finanzplanung um viel zu viel Geld, als daß man sich hier Fehler leisten könnte. Sich einem schlechter Berater anzuvertrauen wäre ein solcher (schwerer) Fehler. Deswegen kann ich nur dringend raten, einen wirklich guten Berater zu finden (zum Beispiel anhand der hier genannten Punkte), auch wenn diese Suche sehr viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Und falls diese Suche scheitern sollte, was nicht auszuschließen ist, sollte man es eben selbst in die Hand nehmen. Die wichtigsten Dinge, die man dabei beachten sollte, behandle ich in einem der folgenden Artikel.

Fortsetzung folgt...



3. Juni 2012, zurück zur Startseite. Admin: Artikel editieren



Kommentare

Von Anonymous am 03.06.2012.
Ein Artikel zu einem wichtigen Thema, aber wie immer habe ich einige Einwände. ;)

"wer krank ist, geht zum Arzt, wer ein Haus bauen möchte, geht zum Architekten. Dieser Artikel soll zeigen, warum der Gang zum Berater bei Finanzangelegenheiten häufig leider nicht der beste Weg ist." Hm. Ist der Gang zum Arzt der beste Weg, wenn man krank ist, und ist der Gang zum Architekten der beste Weg, wenn man ein Haus bauen möchte? ;) Wenn man es gerade diesen beiden Beispielen gegenüberstellt, wäre ich skeptisch, ob Finanzangelegenheiten wirklich die große Ausnahme sind. -- Möglicherweise hast Du bisher mit Architekten und Ärzten einfach noch nicht so viel Erfahrungen gemacht wie mit Geldanlage.... ;) Ich kann aus meinem Bekanntenkreis eins sicher sagen: So groß ist der Unterschied nicht.

"Niemand kann in allen fürs Leben relevanten Themenbereichen ein Experte sein." Wenn "Experte" einfach nur ein beschönigender Ausdruck für "Fachidiot" sein soll, ergibt sich das schon aus dem Wort heraus ;) Die Frage ist, ob wir Fachidioten sein wollen, und das Denken für uns dort aufhört, wo die Grenzen unseres Berufs liegen. Meine Lebensphilosophie ist jedenfalls, mehr oder weniger, meine Entscheidungen selbst zu treffen. Auf jedem fürs Leben relevanten Themenbereich. Ich war schon immer "verblendet" (wie es einige meiner Freunde sagen ;) dass das jeder kann, der nicht aus gesundheitlichen Gründen daran gehindert ist. Und ich habe diese "Ideologie" bis heute noch nicht ganz aufgegeben. ;)

"zum einen geht es bei der Finanzberatung um viel größere Summen als beim täglichen (oder auch gelegentlichen) Einkauf" Beachte, wie von Ärzten und Architekten plötzlich nicht mehr die Rede ist -- denn gerade dort geht es ja durchaus auch um größere Summen.

Ich glaube, bei diesem und auch bei den übrigen aufgeführten Punkten nicht, dass sie wirklich wesentlich sind. Ich sehe den wesentlichen Unterschied zum Finanzprodukt stattdessen in der Tatsache, dass Geld in Finanzprodukte gesteckt wird, um später Zahlungsrückflüsse zu erhalten. Und die sind schwer zu beurteilen, weil sie erst so weit in der Zukunft liegen. Und weil die Theorie komplex ist. Andere Produkte kaufen wir hingegen schon mit der Absicht, sie abzuschreiben, d.h. wir benutzen sie, und werfen sie irgendwann weg. Man hat außerdem etwas, dessen funktionsfähigkeit man mit den Händen ausprobieren kann. Bei Finanzprodukten geht das nicht, weil die Zahlungsflüsse etwas ziemlich abstraktes sind.

Das gleiche gilt übrigens bedingt für Häuser, denn diese gehören zu den wenigen Dingen, bei denen man erwartet, dass sie sich später für einen gewissen Wert veräußern lassen.

Arztbesuche fallen hingegen etwas aus dem Schema raus, weil man üblicherweise nicht direkt selbst dafür bezahlt, sondern die Versicherung. Was nicht heißt, dass sie unproblematisch sind.

Und nochwas zu Finanzprodukten: Ich denke eines der Hauptprobleme heißt Finanztest. Es ist eigentlich erschreckend, welche finanzindustriefreundliche Haltung dort vorherrscht und wie oft von Finanztest die Propaganda der Finanzindustrie als seriöser unabhängiger Rat verkauft wird. Sicher gibt es auch nützliche Sachen von Finanztest, aber man muss sich schon gut auskennen, um das gute vom schlechten zu unterscheiden, und das steht natürlich genau im Widerspruch zur Erwartungshaltung, dass Finanztest das für einen übernimmt... Die Verbraucherzentralen scheinen da weitaus löblicher zu sein, auch wenn es dort ebenfalls einzelne fragwürdige Vorfälle gab (Einmal einen Artikel auf einer VZ-Webseite gelesen, der ein Zerfikat empfohlen hat... WTF).

"Woran erkennt man einen guten Finanzberater?" Meines Erachtens kann man das nicht, wenn man nicht schon vollumfänglich weiß, wie der richtige Rat aussieht, und man daher dem Berater auf Augenhöhe begegnen kann. Das läuft dann auf den Finanzberaters als jemanden hinaus, der Arbeit macht, die man auch tun könnte, die man aber auf zeitlichen Gründen nicht selbst erledigen möchte, sondern wo ich nur noch das Ergebnis prüfen und entweder beanstanden oder abnicken möchte.

Du zählst einige Oberflächlichkeiten auf, die bei guter Beratung sicher vorhanden sind. Aber das schließt nicht aus, dass es genauso auch schlechte Beratung gibt, bei der sie alle erfüllt sind. Und es gibt sogar viele Berater, die zwei Seiten haben: Sie liefern gute Arbeit ab, sobald sie einen Kunden haben, der ihnen auf Augenhöhe begegnet. Und sie nehmen Kunden gnadenlos aus, die sich ohne eigene Kenntnisse ihrem Rat mehr oder weniger blind anvertrauen.

Es fehlen zudem wichtige Punkte (siehe Anhang D vom Swedroe), u.a.: Ein guter Finanzberater vermittelt selbst überhaupt gar keine Finanzprodukte; er berät den Kunden in seinem besten Interesse (mit treuhändischer Rechtsgrundlage); er konzentiert sich mehr auf ganzheitliche Planung als auf isolierte Produktempfehlungen usw.

Du schreibst "Leider ist mir ein solcher Berater noch nie persönlich begegnet." Diese Aussage ist noch zu schwach. Selbst wer so viel weiß, dass er einen guten Finanzberater erkennen kann, wird zumindest in Deutschland keinen guten finden, der Normalanleger berät. Gute Leute konzentrieren sich auf wirklich große Vermögen. Was nicht heißen soll, dass man vor schlechter Beratung schon alleine des gefeit wäre, weil man reich ist...

Mir fehlen außerdem praktische und umsetzbare Hinweise, wie man mit dieser Tatsache nun umgeht. Mir fällt da spontan ein:

- Geld auf Online-Tagesgeldkonto anlegen.

- Geld in Online-Sparbriefleiter oder Bundeswertpapiere anlegen.

- Beratung der Verbraucherzentralen: Mäßige Qualität, teils nur elementares Grundlagenwissen, das sich teils in die Benutzung der Suchfunktion auf der Finanztest-Webseite erschöpft -- Fortgeschrittene Anleger dürfen keinen Erkenntnisgewinn erwarten. Aber günstig genug, damit sie sich der Normalanleger leisten kann, und zumindest klar besser als die durchschnittliche Bankberatung, da ohne Interessenkonflikte.

- Es gibt diverse Webforen für Anleger, wo man pseudonym seine finanzielle Situation schildern kann und dazu Anlagevorhaben zur Diskussion oder Fragen stellen kann. Teils mehrere Einschätzungen fortgeschrittener Anleger, von Unsinn bis hin zu Geniestreichen kann alles darunter sein. Ich erinnere mich an ein Forum, wo ein auf die Abgeltungssteuer spezialisierter Steuerberater aktiv ist, der auch komplexeste Fragen zur Steuerpraxis mit eindrucksvoller Kompetenz beantworten konnte. Ich bin mir nicht sicher, ob seine Kenntnisse überhaupt zu toppen sind. Jedenfalls eine unterschätzte kostenlose Möglichkeit, solche Foren, wenn man vorsichtig genug ist, nicht zu viele Informationen preiszugeben.

- Es gibt auch Webforen, wo Selbständige der Finanzbranche (z.B. Versicherungsmakler, Vertreter, usw.) auf Kundenfang gehen, indem sie Fragen gut beantworten, und dann hoffen, dass die Fragesteller dadurch Vertrauen fassen und eine Geschäftsbeziehung aufbauen. Grundsätzlichen Anlagerat wird man dort nicht bekommen, aber kostenfrei ganz nützliche Ratschläge zu Einzelproblemen (hab so einmal einen entscheidenden Tipp zu einer sehr komplexen Frage zu einer Versicherung erhalten) -- solange man die Standhaftigkeit besitzt, dann keine Geschäftsbeziehung einzugehen. Man muss es natürlich auch mit seinem Gewissen vereinen können, dass man diese Leute ausnutzt, denn die antworten natürlich einzig in der Hoffnung, dass eine spätere Geschäftsbeziehung zumindest nicht von vorn herein ausgeschlossen ist.

Aber genug des Mitleids, und dieser Kommentar dürfte längst zu lang geworden sein... ;)

Von Christoph (URL) am 06.06.2012.
Hallo Anonymous,
sorry für die späte Antwort, aber manchmal überforderst Du mich eben :-)

Ich stimme Deinem Kommentar in vielen Punkten zu und gehe, um das ganze nicht ausufern zu lassen, auf die Punkte ein, wo ich Fragen oder Widerspruch habe:

Mit Experte wollte ich nicht den Begriff Fachidiot beschönigen. Es ist einfach so, daß man sich nicht überall auskennen kann. So bleibt einem nur, dieses auf die wichtigsten Themen zu konzentrieren. Und dazu sollte die persönliche finanzielle Lebensplanung gehören (wie die persönliche Lebensplanung generell, unabhängig von den Finanzen).
Aber ich habe mich schon oft erwischt, wie ich "auf Verdacht" ein teureres Produkt aus einer gegebenen Auswahl gekauft habe, nur um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, daß ich keinen Mist kaufe, weil ich es eben nicht kompetent beurteilen konnte und mich auch nicht weiter damit beschäftigen wollte. Und so etwas sollte man eben nur bei Dingen tun, die nicht soo wichtig sind - denn manchmal greift man mit dieser banalen Strategie wirklich völlig daneben.

Wenn Du Dich überall auskennst, ist das schön für Dich (geniese es!). Aber das dürfte nicht auf 99% übertragbar sein.

Daß man bei den erwähnten Beispielen Architekt und Arzt aufpassen muss: dazu volle Zustimmung. Nur ohne kommt man eben im Zweifelsfall nicht aus. Man hat allenfalls die Wahl, wie weit man auf sie hören will.

Die Beispiele (Ärzte, Architekten, große Summen) und später kleinere Summen habe ich bewusst gewechselt. Und da finde ich, ist auch ein roter Faden drin. Insofern ist dieser Kritkpunkt für mich zunächst nicht nachvollziehbar.

Warum bist Du der Meinung, daß ein guter Berater treuhänderisch agieren muss? Das verstehe ich nicht (ok, Du gibst eine Referenz zu Swedroe, aber den habe ich mir noch nicht angetan).

Deine pauschale Aussage, in Deutschland gäbe es keinen guten Berater, finde ich übrigens mehr als mutig. Kennst Du alle Berater in D-Land? Solange nicht, kann das nur Deine Meinung sein, mehr nicht. Bei etwa 80 Millionen Menschen sind immer ein paar Idealisten dabei, und ein paar von denen sind vielleicht auch Finanzberater. Vielleicht auch nicht. Ich jedenfalls weiß das nicht.

Viele Grüße, Christoph

Von Anonymous am 06.06.2012.
"Wenn Du Dich überall auskennst, ist das schön für Dich (geniese es!). Aber das dürfte nicht auf 99% übertragbar sein." Das wollte ich sicher nicht sagen. Ich kenne mich nicht überall aus. Es geht mir darum, dass man sich das Wissen dort aneignet, wo man es für konkret zu treffende Entscheidungen benötigt. Und ich bin sehr wohl der Meinung, dass jeder das kann.

"Warum bist Du der Meinung, daß ein guter Berater treuhänderisch agieren muss?" Weil alles andere doch nur bedeutet, dass der Berater mehr in seinem und weniger in meinem besten Interesse handeln darf. Daher die Gegenfrage: Warum bist Du der Ansicht, eine Beratung, die nicht im besten Interesse des Anlegers ist, sei akzeptabel?

Natürlich wird ein Berater nicht schlechter oder besser durch die Rechtsgrundlage, nach der er berät. Aber der Rat wird dadurch beeinflusst.

"Deine pauschale Aussage, in Deutschland gäbe es keinen guten Berater, finde ich übrigens mehr als mutig." Meine Aussage war lediglich, dass es keinen solchen gibt, der Normalanleger berät. Wenn Du ein entsprechendes Vermögen hast und dann entsprechend viel zahlst, und entsprechend suchst, dann findest Du vielleicht einen.

"Kennst Du alle Berater in D-Land?" Natürlich nicht, aber ich kenne die Meinung von Verbraucherumfragen u.ä., welche Berater die besten sind. Und ich habe mir die entsprechenden bestplatzierten angeschaut und fand, dass da zwar eine Kompetenz in Einzelfragen vorhanden ist -- aber von wirklich guter Beratung im Ganzheitlichen Sinn ist das doch sehr sehr weit entfernt. Und wenn das schon die besten sind, wie muss es dann erst bei den weniger guten aussehen?

(Übrigens ist eine Aussage niemals "nur eine Meinung". Auch völlig aus der Luft gegriffene Aussagen können ja richtig sein. Ob die Aussage schon geprüft wurde, und wenn ja, zu welchem Grad, spielt dafür keine Rolle. Gerne bildet man sich ein, eine Bestätigung mache eine Aussage glaubwürdiger, aber logisch gesehen ist das nicht der Fall. Wirklich etwas dazulernen tun wir nur durch Gegenbeispiele. Und auf ein solches Gegenbeispiel warte ich bezüglich guter Beratung für Privatanleger bis heute vergeblich. Vielleicht hast Du ja ein?)

Idealisten, die wirklich gute Beratung für Normalanleger bieten wollen, haben am Markt keine Chance. Als Angestellter bei einer Bank geht das nicht, weil die Bank das nicht zulassen wird. Als Selbständiger geht es auch nicht, weil die Kosten dafür sind zu hoch sind, als dass Normalanleger sie tragen würden oder auch nur wirtschaftlich könnten. Und ganz ohne angemessene Bezahlung wird auch der größte Idealist nicht arbeiten. Dazu kommt noch die mangelnde Nachfrage: Fast alle Privatanleger haben unrealistische Vorstellungen und wollen gar keine gute Beratung. Sie wollen einen Wahrsager, der den zukünftigen Verlauf des Aktienmarktes kennt. Der Mythos unter Privatanlegern, man könne zweistellige Renditen ohne wesentliches Risiko erzielen, wenn man es nur richtig mache (und Berater wüssten schon, wie das ginge, würde es aber wegen Interessenkonflikten nicht verraten), lässt sich leider nicht ausrotten.

Und selbst wenn es einen guten Berater geben sollte: Was hilft das dem Anleger, wenn es schwerer und aufwändiger ist, ihn zu finden, als sich das Wissen selbst anzueignen?

Also ist gute Beratung für Privatanleger meines Erachtens einfach eine Fata Morgana. Und die genannten Optionen dürften unterm Schnitt jede Beratung toppen. Wer voraussetzt, dass es gute Beratung gibt, und anfängt, danach zu suchen, der hat den Fehler schon gemacht... "The only winning move is not to play" ;)

Von Christoph (URL) am 08.06.2012.
Hallo,
"Natürlich wird ein Berater nicht schlechter oder besser durch die Rechtsgrundlage, nach der er berät. Aber der Rat wird dadurch beeinflusst."
... und genau das verstehe ich nicht. Warum?

Den Satz fand ich am besten:
"Und selbst wenn es einen guten Berater geben sollte: Was hilft das dem Anleger, wenn es schwerer und aufwändiger ist, ihn zu finden, als sich das Wissen selbst anzueignen?"
Der kommt in meine imaginäre Zitatesammlung :-)

Darf ich mal ganz direkt fragen, was Du arbeitst (ja ich weiß, fragen darf ich, die wirkliche Frage lautet natürlich, wie Du antwortest, wenn ich frage)?
Daß Du Dir die besten Berater aus irgendwelchen Rankings angeschaut hast macht mich ziemlich neugierig. Sowas tut doch niemand in seiner Freizeit.... oder?

Viele Grüße, Christoph

Von Anonymous am 08.06.2012.
"Warum?" Wegen der Prinzipien des rationalen Verhaltens im Hinblick auf die Umstände ("Situationslogik"). Aus dem gleichen Grund also, warum die Demokratie funktioniert, obwohl Herrscher nicht besser oder schlechter werden, nur weil sie abgewählt werden können, oder warum es dank Strafrecht eine weitestgehend friedliche Gesellschaft gibt, obwohl die Leute nicht bessere oder schlechtere Menschen werden, nur weil gewaltsames Verhalten Konsequenzen hat.

Wenn sich die Warum-Frage nicht nur auf die Theorie, sondern auch darauf bezieht, wie das konkret dann aussieht: Das habe ich m.E. schon beschrieben (ab "Idealisten, die wirklich gute Beratung für Normalanleger bieten wollen, haben am Markt keine Chance")

"Daß Du Dir die besten Berater aus irgendwelchen Rankings angeschaut hast macht mich ziemlich neugierig. Sowas tut doch niemand in seiner Freizeit.... oder?" Ich glaub das hast Du falsch verstanden ... Ich bin da wirklich einfach nur beim Lesen eines Wirtschaftsteils drüber gestolpert. Da sind solche Rankings ja ein ganz beliebtes Thema (z.B. http://www.baehr-finanzkonzepte.de/bilder/ePaper_WELT_29032012_Auswahl_DWBE-VP1_123). Und weil ich natürlich neugierig bin, hab ich mich dann mit Hilfe von Suchmaschinen weiter informiert, wie die entsprechenden Beratungsansätze so aussehen. Natürlich findet man nicht zu jedem Berater etwas, aber zumindest zu einigen, so dass man sich über die Qualität an der "Spitze" ein gutes Urteil bilden kann.


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