Geldanlage / Private Finanzen

Wie baue ich mein persönliches Portfolio auf?

Eine Schritt für Schritt - Anleitung für Privatanleger


Der Aufbau des eigenen, auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmten, Portfolios für die langfristige Geldanlage (i.d.R. Altersvorsorge) ist die schwierigste Aufgabe beim Investieren. Hier möchte ich dokumentieren, wie ich es selbst praktiziere.

Wozu das ganze?


Mit dieser Artikel-Serie möchte ich dokumentieren, wie ich mein langfristig aufgebautes Depot konstruiert habe und warum. Erstens, um es für mich selbst zu dokumentieren; zweitens, in der Hoffnung auf hilfreiche Kommentare und Diskussionen, weil ich mir durchaus bewusst bin, daß das Thema mit unzähligen verschiedenen Meinungen gesehen werden kann. Und schließlich drittens, damit andere aus meinen Fehlern lernen können (falls sie das wollen).

Überblick


Als erstes muss jeder für sich eine geeignete Liquiditätsreserve festlegen und diese aufbauen. Solange dies nicht geschehen ist, verbietet sich eigentlich jeder weitere Gedanke zum Thema Geldanlage.

Danach gilt es, die richtige Asset-Allokation zu finden. Dabei unterscheide ich zwei wesentliche Schritte: als erstes muss die richtige Quote an risikofreien und risikobehafteten Geldanlagen gefunden werden, was ich für den schwierigsten Schritt halte. Als zweites müssen diese beiden strategischen Positionen dann konkretisiert werden.

Schließlich muss das Portfolio regelmäßig korrigiert werden, wenn es zu sehr von seiner ursprünglichen Aufteilung abweicht (das nennt man Rebalancing). Dafür sollten klare Regeln existieren.

Bei all diesen Schritten gibt es nicht "die eine" richtige Vorgehensweise, weil viele persönliche Parameter eine Rolle spielen. Sehr wohl gibt es aber einige Fallstricke, denen auszuweichen sich lohnt.

Die nachfolgenden Artikel gehen auf die einzelnen Themen ein:

Weitere Artikel zum Thema:
     Liquiditätsreserve - wie hoch sinnvoll?
     Die Asset-Allokation - Top Down
     Anlagemöglichkeiten für den sicherheitsorientierten Teil des Portfolios
     Anlagemöglichkeiten für den Risiko-Teil des Portfolios
     Die Depotentwicklung während des eigenen Lebenszyklus
     Mein persönliches Portfolio

Addendum


Während dieser Artikel und sein erster Nachfolger entstanden, brachte "der Privatanleger" einen Beitrag in Form einer Buchbesprechung, wo eine völlig andere Vorgehensweise erörtert wird: http://der-privatanleger.de/entry/462/altersvorsorge-auf-kredit. Ein netter Zufall, bestätigt dies doch die Vielfältigkeit an Möglichkeiten, wie man das Thema angehen kann.



17. Juni 2012, zurück zur Startseite. Admin: Artikel editieren



Kommentare

Von Anonymous am 17.06.2012.
Hier mein Vorschlag:

I. Zumindest grob eine ganzheitliche Bilanz der Lebenssituation aufstellen, hinsichtlich der zehn klassischen Themen (ohne besondere Reihenfolge): 1. Lebensstil, 2. Gesundheit, 3. Finanzen, 4. Freizeit, 5. Religion/Weltanschauung, 6. Karriere, 7. Bildung, 8. Wohltätigkeit, 9. Familie, 10. Freundschaften.

Punkt 3. beinhaltet hier insbesondere die Höhe Deines Gesamtvermögens, aufgegliedert in Humankapital und Finanzvermögens, ersteres nochmal untergliedert in einen riskanten und einen sicheren Anteil.

II. Lebensplan aufstellen, Lebensziele festlegen, in Unterziele aufgliedern, Prioritäten verteilen. Das SMART-Prinzip ist ganz brauchbar: Alles sollte spezifisch, messbar, angehbar, relevant und taggenau festgelegt sein. Für jedes Ziel muss man den Finanzbedarf ermitteln.

Hierraus ergeben sich für Ziele mit "unendlicher" Priorität zusätzliche Verbindlichkeiten (z.B. Nahrungsmittelaufwand, je nach Umständen und Flexibilität aber auch z.B. eigentlich umgehbare Dinge wie erhöhter Mietaufwand -- hängt also ganz von der Situation ab); aus den restlichen lässt sich eine Nutzenfunktion annähern.

III. Asset-Allokation: Du ziehst vom Gesamtvermögen aus I die Verbindlichkeiten aus II ab, ergibt Restvermögen. Du berechnest aus der Nutzenfunktion Deine Risikoaversion und leitest daraus mithilfe der Mertonschen Formeln her, welcher Anteil des Restvermögens aktuell zu verkonsumieren ist und wie der verbliebene Anteil auf Aktien und auf sichere Anlagen zu verteilen ist. Zum Ergebnis rechnest Du die Verbindlichkeiten aus I. auf den entsprechenden Positionen hinzu.

IV. Asset-Lokation: Du suchst eine möglichst effiziente Umsetzung der Allokation unter Berücksichtung von steuerlicher Gestaltung, Sicherheit vor Privatinsolvenz/Grundsicherung/Hartz IV, Vererbbarkeit, sowie Vertragsgestaltung ("Produkt"), letzteres wiederum nach den Aspekten Kosten, Einfachheit, Flexibilität, Transparenz, Verständlichkeit. Feste, gegebene Anlagen müssen hier natürlich geeignet berücksichtigt werden (Humankapital), ebenso wie die Eigenheiten der Praxis (Kredite kosten schnell so viel, dass es praktisch sinnvoller sein kann, erst mal riskante Anlagen aufzulösen). All das gilt auch für den Teil, der für den Konsum "allokiert" wurde. Mit diesem Teil führst Du eine Nutzenoptimierung hinsichtlich Deiner Ziele durch und gibst ihn dann bestmöglich aus. Auch hier ist natürlich auf die genannten Aspekte Wert zu legen, wo es Sinn macht. Soll z.B. ein Buch gekauft werden, ist das in der Regel per Onlinebestellung kostengünstiger als im Geschäft.

Und das ganze wird dann in festen Abständen stetig wiederholt. Ich habe jetzt natürlich mal weggeschält, was mit Finanzen gar nicht in Berührung kommt. Jedes Ziel im Zusammenhang mit jedem der 10 klassischen Themen (deren Auflistung noch ganzheitlich ist) kann Geld als Voraussetzung haben, deshalb habe ich sie genannt. Es ist aber klar, dass nicht jedes Ziel für jedes dieser Themen finanzielle Voraussetzungen haben muss, und dass es in der Regel noch andere, nichtfinanzielle Voraussetzung gibt. Diese sind natürlich ebenfalls wichtig und bei einer ganzheitlichen Lebensplanung einzubeziehen.

Deine Vorgehensweise ist im Vergleich dazu reduktionistisch und geldzentriert, als sei Geld ein Wert an sich, und als sei der Wert des Menschen definiert durch den Kontostand zu einem gewissen Zeitpunkt. Daraus resultiert dann natürlich schnell eine irrationale Angst, entgegen der Konsumregel im Börsencrash nichts zu konsumieren. Für manche mag das natürlich eine Weltanschauung sein, und in Amerika mag das sogar weit verbreitet und fast Leitkultur sein. Und man kann es mit meiner allgemeinen Methode natürlich auch abbilden, indem man einfach den Kauf von Aktien und andere Anlagen als Konsumziel ansieht, das vor allem im Crash angegangen werden sollte, weil Aktien dann ja "besonders günstig" zu kaufen sind. Aber wer (wie ich) der Ansicht ist, dass die Anbetung des Geldes keine gute Weltanschauung ist, und Geld nur ein Mittel zum Zweck ist, der sollte darauf achten, seinen Plan frei von rein finanziellen Zielen zu halten. Ich will natürlich auch nicht sagen, dass eine sinnvolle Vorgehensweise niemals Geldanlagen als Konsumausgabe tätigt. Wenn man wirklich besseres zu tun hat, im Hinblick auf andere Ziele ohne Finanzbedarf, als sich zum Konsum zu zwingen, also Konsum quasi mehr eine Last als ein Gewinn wäre, dann kann das sinnvoll sein. Man muss jedoch aufpassen, dass man sich nicht einredet, nur weil der Aktienmarkt jetzt tief steht hätte man plötzlich besseres zu tun, als die eigentlich attraktiven Ausgaben zu tätigen. Denn: Morgen kann der Aktienmarkt noch niedriger stehen; ein solches Verhalten mit Konsumverzicht wegen der vorgeschobenen Entschuldigung, jetzt etwas bessers zu tun zu haben, ist also am Ende nur Zockerei (Market-Timing) und nicht sinnvoll.


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