Geldanlage / Private Finanzen

Anlagemöglichkeiten für den sicherheitsorientierten Teil des Portfolios

Teil 4 der Serie zum Aufbau des persönlichen Portfolios


Nachdem man festgelegt hat, wie viel Sicherheit und wie viel Risiko man in seinem Portfolio haben will, müssen für diese beiden Teile des Depots die passenden Anlagevehikel gefunden werden. Hier soll es dabei zunächst nur um den sicherheitsorientierten Teil gehen. Den vermutlich deutlich spannenderen Risiko-Anteil betrachten wir erst im nächsten Artikel.


Zunächst kann der risikolose Teil des Depots ähnlich wie die Liquiditätsreserve angelegt werden: in Tages-, Fest- und Termingeld. Wer das mag, ist damit schonmal nicht allzu schlecht bedient.

Wer die Tatsache ausnutzen möchte, daß der Anleihemarkt häufig negativ mit dem Aktienmarkt korreliert, kann sich Staatsanleihen bester Bonität ins Depot legen. In vielen Marktphasen ist die Rendite solcher Anleihen höher als die Angebote an Tages- und Festgeld bei den Banken. Allerdings ist das gerade zur Zeit (Jahr 2012) nicht der Fall, so daß es eventuell Überwindung kosten kann, in Anleihen anstatt in Tagesgeld zu investieren. Der Hauptvorteil der Anleihen liegt eben nicht unbedingt in der höheren Rendite, sondern vor allem in der Diversifikation, welche sie einem ansonsten überwiegend auf Aktien basierenden Portfolio bringen.

Wer auf Festgeld oder Termingeld setzt, muss allerdings darauf achten, regelmäßig zum Rebalancing-Termin ausreichend Liquidität zur Verfügung zu haben. Das ist wichtig, weil man sich sonst in eine Situation manöveriert, in der man seine eigene Strategie nicht mehr umsetzen kann.

Wer auf Anleihen setzt, hat diese Probleme nicht: sie sind jederzeit verkäuflich.

Um mit Anleihen keine zu großen Risiken einzugehen und die Kosten niedrig zu halten, bieten sich ETFs auf Anleihen an. Sie dürften für die meisten Kleinanleger die beste Mischung aus Sicherheit und Kostenreduktion bieten. Man muss dabei nur beachten, daß man sich wirklich ausschließlich Anleihen höchster Bonität kauft. Wer sich hier irgendwelche unnötigen Risiken ins Depot legt, torpediert seine Anlagestrategie.

Ein eventuell relevanter Vorteil von Festgeld besteht darin, daß es in aller Regel kostenlos ist. Den Kostenvorteil von Festgeld gegen den Diversifikationsvorteil von Anleihen abzuwägen erscheint mir letztendlich so schwierig, daß ich hier von einer subjektiven Entscheidung sprechen würde - jedenfalls solange das Depot kein allzu großes Volumen aufweist. Bei einem sechsstelligen Depot dürften die Order-Gebühren vermutlich keine entscheidende Rolle mehr spielen; dann sind Anleihen vermutlich die bessere Wahl - zumindest meistens und auf lange Sicht.

Gesetzliche Einlagensicherung beachten


Zum Schluß noch ein Hinweis für die etwas vermögenderen Leser: wer sich trotz höheren Vermögens gegen Anleihen und für Tages- und/oder Festgeld entscheidet, sollte sich gut überlegen, ob er mit seinen Einlagen vielleicht unter der gesetzlichen Einlagensicherung von derzeit 100.000 Euro pro (in Deutschland ansässiger!) Bank bleiben möchte. Geht ein Institut pleite, so garantiert der Staat für Einlagen und Zinsen bis zu diesem Betrag. Darüber hinaus ist man auf einen möglicherweise vorhandenen Einlagensicherungsfonds der betroffenen Bank angewiesen, und da wäre ich mir nicht sicher, ob man sein Geld wirklich jemals wieder sieht.

Weitere Artikel zum Thema:
     Wie baue ich mein persönliches Portfolio auf?
     Liquiditätsreserve - wie hoch sinnvoll?
     Die Asset-Allokation - Top Down
     Anlagemöglichkeiten für den Risiko-Teil des Portfolios
     Die Depotentwicklung während des eigenen Lebenszyklus
     Mein persönliches Portfolio



16. September 2012, zurück zur Startseite. Admin: Artikel editieren



Kommentare

Von Anonymous am 16.09.2012.
Der Anleihemarkt dürfte positiv mit dem Aktienmarkt korrelieren, die Schwankungsbreite lediglich geringer sein. Einen merklichen Diversifikationsvorteil durch Anleihen dürfte es es daher nicht geben. Gemeint ist wohl die Auswirkung der Umschichtungen beim Rebalancing, die aber auf eine Modifikation der Wahrscheinlichkeitsverteilung zurückgehen, die lediglich die geringe Wahrscheinlichkeit für sehr hohe Gewinne opfert, um die mäßige Wahrscheinlichkeit für mittlere Gewinne zu erhöhen. Die Diversifikationsbetrachtung ist also die falsche Erklärung.

Die Rendite von Anleihen ist nicht so trivial zu ermitteln und mit Sparanlagen zu vergleichen, wie es auf den ersten Blick erscheint. Denn zusätzlich zu Zinserträgen müssen bei Anleihen noch Erträge über Zinskurven-Arbitrage eingerechnet werden. Eine Anleihe verändert mit sinkender Restlaufzeit "schleichend" ihre Struktur (was einmal eine zehnjährige Anleihe war, ist nach fünf jahren eine fünfjährige) und entspricht am Ende eher Bargeld. Verkauft man die Anleihe gewisse Zeit vor Ablauf wieder, ist die Gesamtrendite daher erwartungsgemäß höher als beim Halten bis zum Schluss. Bei Sparkonten besteht zudem ein Reinvestitionsrisiko aufgrund der Möglichkeit, dass die Bank pleite geht (denn die Einlagensicherung zahlt den nominalen Kontostand, nicht den Nettobarwert), das Staatsanleihen erster Bonität nicht aufweisen. Alles in allem ist es falsch, zu sagen, die Renditen der Anleihen seien schlechter als die von Sparkonten. Man muss nur die nicht ganz so trivialen Details genau anschauen.

Festgeld ist nicht kostenlos; die Kosten sind in Zinsabschlägen versteckt. Einen geringeren Diversifikationsvorteil (richtig wäre: Rebalancingauswirkung) als Anleihen kann Festgeld nicht haben, bei dieser Überlegung war leider wieder mentale Buchführung im Spiel. Denn der Barwert des Festgeldes kann berechnet und beim Rebalancing über andere, flüssige Mittel berücksichtigt werden: Habe ich 50% über Festgeld und 50% über Anleihen abgedeckt und steigt beides im Wert, dann verkaufe ich einfach überproportional Anleihen und habe damit den Wertgewinn des Festgeldes berücksichtigt; analog beim Sinken des Wertes.

Die Anlage von Geldern, die lediglich von einer freiwilligen Einlagensicherung abgedeckt sind (egal ob bei privaten Banken, Sparkassen oder Genossenschaftsbanken) ist vergleichbar mit der Anleihe einer großen Bank, also einer Unternehmensanleihe. Die Antwort auf die Frage ist richtig, aber man kann sie eigentlich als Sonderfall betrachten von "Wer sich hier irgendwelche unnötigen Risiken ins Depot legt, torpediert seine Anlagestrategie."

Die Betrachtung Sicherheit vs. Risiko ist stark vereinfacht. Berücksichtigt werden muss auch die Absicherung der Verbindlichkeiten und notwendigen Ausgaben ("Asset liability matching"), die der Aufteilung in riskante und sichere Anlagen vorausgeht, und wesentlich das Verhältnis von festverzinslichen zu inflationsgeschützten Anlagen bestimmt, außerdem muss noch der laufende Konsum berücksichtigt werden. Reichtum, auch im Alter, ist kein Wert an sich. Denn er nutzt Dir nichts, wenn Du stirbst, bevor Du ihn ausgibst, und außerdem besteht natürlich, wenn Du riskant anlegst, die Möglichkeit, dass Du morgen (in drei Jahren, zu Beginn der Rente) weniger zum Ausgaben hast als Du angelegt hast. All dies muss man gegeneinander abwägen.


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